In die Unendlichkeit
Sich nicht fest verwurzeln, sich bewusst der Haltlosigkeit hingeben. Zwischen den Welten. Das bedeutet, man erkennt die Bahnen des Seins als Möglichkeiten, bewegt sich aber davon losgelöst. Kann auf Ihnen reisen, sie wechseln. Sich mit grundlegenden Wesenszügen einkleiden, sich damit charakterisieren und charakterisieren lassen, um doch am Abend alles wieder aufzulösen.
Sich der Haltlosigkeit hingeben aber bedeutet auch, keine Entscheidungsmacht zu haben. Niemand, der in der Unendlichkeit reist, sich zwischen den Welten bewegt, hat dies aus eigener Kraft entschieden und umgesetzt. Im Gegenteil. Die großen Reisenden, die Wissenden sind ebenfalls gebunden und verwurzelt, lebten und leben eine ihnen auferlegte Realität. Und weil sie sich hingeben, die Verwurzelung, Entwurzelung und vor allem die eigene Ohnmacht akzeptieren, können sie zu Wanderern zwischen den Welten werden. Es ist eben nicht einfach die große Freiheit, die sie leben. Sie können nicht tun und lassen, was sie wollen. Es ist das komplette Gegenteil. Das komplette Gegenteil.
So lebte jemand, der uns heute als wissend und befreit erscheint, zuvor vielleicht für Jahrzehnte gebunden und verwurzelt in einer mentalen Definition, in einem Geflecht, ohne sich aus eigener Kraft davon losmachen zu können. Wurde ein oder zweimal tief entwurzelt, aus einer festen Vorstellungswelt gerissen und in eine neue geworfen. Lernte so den Übergang kennen, den Wechsel überleben. Konnte sich erholen nach diesen tiefen Einschnitten und geistig verarbeiten, was geschehen war. Konnte das Bewusstsein daran wachsen lassen, die ungeahnten Möglichkeiten realisieren und sich damit abfinden, dass wir in einer kleinen Blase leben, irgendwo in der unendlichen Weite.
Die totale Entwurzelung oder nur der Geschmack davon – die schonungslose Erfahrung, einer unendlichen Kraft ausgeliefert zu sein, flößt Respekt ein.
Echte Demut entsteht daraus.
Nichts haben wir in der Hand.
Nichts.