Eros

Eros

Pure Lebensenergie, die sich frei bewegt, nach eigenen Gesetzen. Allein das Wort Sexualität macht ein schier undurchdringliches und mitunter bedrohliches Feld auf. Eine lebendige Kraft, die wir als Gesellschaft schon seit Jahrtausenden versuchen, unter Kontrolle zu bekommen. Es wird nie gelingen. Statt zu akzeptieren, dass urplötzlich jemand auf uns attraktiv wirken kann und sich eine besondere Energie aufbaut, dass wir unsere festen Partner manchmal eben nicht anziehend bzw. ausziehend finden, verkrampfen wir besonders bei der Sexualität so richtig. Männer und Frauen. Frauen und Männer.

Die sexuelle Kraft

als eigenständig und unbändig zu akzeptieren bedeutet, ihrer gewahr zu werden und sie zuzulassen. Es bedeutet dabei nicht,  alles dafür aufzugeben.

Ganze Bewegungen befassen sich mit dem Thema. Unzählige Sichtweisen, Bücher, Experimente finden wir dazu. Die zurzeit grösste «Bewegung» ist vielleicht der Porno. Hier, in den Untiefen des Internets können alle erdenklichen Phantasien, die weder draussen in der Gesellschaft und meistens auch nicht im eigenen vertrauten Kreis angesprochen geschweige denn ausgelebt werden können/dürfen/sollten – hier können sie sich entfalten.

Niemand wird dies aufhalten. Denn wir alle sind betroffen. Es gibt zurzeit keine bessere Lösung für unsere Gesellschaft, für unsere gemeinsame Sicht auf die Dinge. 

Solang wir uns hinter der scheinbaren Kontrolle sexueller Energie verstecken, wird es Porno geben. Denn dieser hat Erfolg – so stumpf und unwirklich und lieblos er auch sein mag – er hat Erfolg als einzige «öffentliche» Instanz, die die Sexualität walten lässt, wie sie ist: eigenständig und unberechenbar.

Porno lässt die unendlich kraftvollen mentalen und körperlichen Schichten frei, die wir im Alltag unterdrücken, abkapseln und in gesellschaftliche Normen pressen. Ganz vorn mit dabei: dunkle & wilde Phantasien, Absurditäten, mentale Abgründe.

Diese

extremen Ausmaße sind schnell gewertet. Natürlich können sie kein gewünschter Zustand sein, natürlich nicht! Dennoch passen ebendiese Absurditäten und brachialen Vorstellungen bestens zu unserer Gemeinschaft. Sie sind der Ausgleich, die Balance zur spröden, knöchernden, aalglatten Oberfläche des täglichen Miteinanders. Ungezügelter Porno ist der Ausgleich unseres sterilen Zusammenseins. Und wer die eigene Aufmerksamkeit freilässt, wird diesem Feld der ungelösten sexuellen Gegensätzlichkeit im Alltag begegnen. Wird merken, wie das Innere Wesen, das Unterbewusstsein im ständigen Austausch mit anderen ist. Wird bald nicht mehr entscheiden können, was von den kaum wahrnehmbaren Vorgängen «erlaubt» ist und was nicht. Wird sich eingestehen müssen, dass wir bis heute keine gemeinsame Lösung für den Umgang mit sexueller Energie haben. In keiner Religion, in keiner Gesellschaft, in keinem Entwicklungsstadium menschlicher Zivilisation entwickelte sich bislang ein Modell, das wir gemeinsam anwenden und skalieren könnten.

Beim Umgang mit sexueller Energie fehlt bislang Einigkeit. JedeR ist auf sich selbst gestellt.

Angesichts

dieser gesellschaftlichen Großbaustelle gibt es im Kontext der eigenen Aufmerksamkeit nichts für die sexuelle Energie zu erledigen. Keine Befreiungsschläge, keine Revolutionen sind angezeigt. Denn wir sind ganz automatisch ein Teil der gemeinsamen Entwicklung und werden täglich damit konfrontiert. 

Und weil es eben kein fertiges Rezept gibt, weil niemand weiß, was eigentlich gebaut wird, lassen wir unsere Aufmerksamkeit am besten einfach durch die einzelnen Bauabschnitte wandern. Wenn sie denn unbedingt will, warum soll sie sich nicht auch mit Obszönitäten beschäftigen dürfen, mit feuchten Phantasien? Es sind wie gesagt Bauabschnitte unserer gemeinsamen mentalen Struktur. Nichts davon ist individuell und «gehört» tatsächlich zu mir oder zu dir, denn sexuelle Energie ist zwischenmenschlich angelegte Energie. Und solange wir uns wehren, solange wir wegschauen oder uns starr positionieren, wird Sexualität die Endstation unserer inneren Reise sein. Dann werden wir der Aufmerksamkeit nicht weiter folgen können in tieferliegende mentale Schichten. In Schichten jenseits unseres individuellen Charakters, jenseits menschlicher Logik.

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